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Mittwoch 10 Dezember 2025 22:50
Mittwoch, 10 Dezember 2025, 22:50
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Am 10. Dezember 2025 haben sich in Sofia und zahlreichen anderen bulgarischen Städten Zehntausende Menschen aller Altersgruppen und unterschiedlichster politischer Gesinnung an regierungskritischen Demonstrationen beteiligt. Die Kundgebungen wurden von der Oppositionskoalition „Wir setzen die Veränderung fort-Demokratisches Bulgarien“ organisiert und standen unter dem Motto „Rücktritt! Peewski und Borissow raus aus der Macht!“. Sie setzten die Welle des Unmuts fort, die am 26. November und 1. Dezember mit dem größten Protest der vergangenen zwei Jahrzehnte gegen den Haushaltsentwurf für 2026 und für eine gerechte Verteilung der staatlichen Mittel begonnen hatte.
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Der Auftakt der Demonstrationen in Sofia erfolgte bereits am frühen Nachmittag durch Studierende der Nationalen Akademie für Theater- und Filmkunst, die sich vor dem Gebäude versammelten. Später schlossen sie sich dem großen Protest an, der um 18.00 Uhr auf dem Unabhängigkeitsplatz zwischen den Gebäuden des Ministerrates, des Präsidentenpalasts und des Parlaments begann. Die Menschen äußerten ihren Unmut über die Rolle von Deljan Peewski in der Arbeit der Regierung.
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Die Kundgebung verlief friedlich, jedoch mit starker gesellschaftlicher Spannung. Die Teilnehmer wurden gewarnt, dass sich Provokateure in die Menge eingeschlichen hätten und sie wurden aufgerufen, sich nicht provozieren zu lassen, um Ausschreitungen zu verhindern. Während des Protests wurden mehr als 30 Personen von der Polizei festgenommen, darunter auch Minderjährige. Sie hatten verbotene Gegenstände wie Schlagringe, Messer, Knallkörper und Feuerwerkskörper bei sich, berichtete unser Korrespondent Nikolaj Christow.
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In Plowdiw führten junge Männer mit Kaba-Dudelsäcken den Protestzug vom Platz „Saedinenie“ in Richtung Messegelände an. Die Menschen forderten ein Ende von Korruption und Ausbeutung sowie Perspektiven, damit junge Menschen im Land bleiben, meldete BNR Plowdiw. Tausende blockierten auch die Hauptstraße in Weliko Tarnowo, berichtete unsere Korrespondentin Sdrawka Masljankowa.
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In Warna trugen Demonstrierende Fahnen sowie Licht- und Rauchfackeln und riefen den emblematischen Slogan aus den frühen demokratischen Jahren: „Jeden Tag wird es so sein – bis zum Sieg!“.
In Kardschali, wo traditionell die DPS stark vertreten ist und gestern eine Kundgebung zur Unterstützung der Regierung stattfand, kam es heute erstmals zu einem regierungskritischen Protest, der in einen Demonstrationszug überging. Es waren Rufe gegen die Beteiligung von nach dem „Magnitski“-Gesetz sanktionierten Personen an der Regierung zu hören, darunter des Vorsitzenden von DPS–Neuanfang, Deljan Peewski, berichtete BNR Kardschali.
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Die Proteste in Bulgarien rückten in den Fokus internationaler Medien.
„Die Oppositionskoalition in Bulgarien rief die Menschen auf, sich einem Protest vor der Volksversammlung anzuschließen, während die Regierung einem Misstrauensvotum entgegensieht“, postete die auf Facebook Nachrichtenagentur Reuters, die die Ereignisse in Sofia live übertrug.
Auch im Ausland lebende Bulgaren machten ihrer Unzufriedenheit mit der derzeitigen Regierung Luft. In den Niederlanden versammelten sich unsere Landsleute vor dem Gebäude der bulgarischen Botschaft. Die bulgarische Flagge wehte ebenso in Deutschland und anderen Ländern. „Das Leben im Ausland sollte eine Wahl sein, keine Notwendigkeit“, erklärten mit Nachdruck junge Bulgaren in Heidelberg.
Am 11. Dezember wird das Parlament über einen von der Koalition „Wir setzen die Veränderung fort-Demokratisches Bulgarien“ eingebrachten Misstrauensantrag gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung von Rossen Scheljaskow abstimmen.
Redakteur: Miglena Iwanowa
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Gestaltet von Rossiza Radulowa